Ich bin wirklich gerne
Mama. Wirklich. So richtig. Ich liebe mein Baby und meine neue Rolle,
durch die ich ganz neue Seiten an mir entdecke.
Wenn da nicht ein kleines
aber wäre. Okay, ich gebe zu, es sind schon ein paar mehr. Aber darf
man das überhaupt? Zugeben, dass man auch manchmal gerne diese neue
Rolle abgeben würde und einfach mal wieder gerne für ein paar
Stunden der Mensch wäre, der man vor diesem „Job“ war? Darf man
zugeben, dass es manchmal anstrengend ist? Darf man sagen, wenn einen
etwas nervt? Oder wird man dann schief angeschaut?
Also ich finde ja, dass
man seinem Frust ruhig mal Luft machen muss und deshalb fange ich
jetzt einfach mal an!
Mich nervt es, dass ich
seit fünf Monaten keine einzige Nacht mehr durchgeschlafen habe (die
letzte Zeit in der Schwangerschaft war ich auch jede Nacht ein bis
zwei Mal wach). Ja sogar mehr als „nur“ nicht durchgeschlafen.
Ich habe seit der Geburt nie länger als drei Stunden am Stück
Schlaf bekommen. Zeitenweise habe ich Samuel nachts jede Stunde
gestillt, da geht man dann am nächsten Tag wirklich auf dem
Zahnfleisch. (Kann jeder Mama wirklich nur empfehlen, sich möglichst bald einen guten Concealer zuzulegen!) Und deshalb bin ich
oft müde. Sehr müde. Der Tipp „schlaf doch, wenn das Baby
schläft“ ist leider nicht sehr nützlich, wenn du neben Haushalt
und Körperpflege auch noch Unikram erledigen musst. Sorry aber isso!
Mich nervt es, dass ich
meine eigenen Bedürfnisse immer hinter die meines Kindes stellen
muss. Immer. Wirklich immer. Ja, man wusste, als man sich entschied
ein Baby zu bekommen, dass man die eigenen Bedürfnisse hinten
anstellen muss. Aber was es bedeutet, merkt man erst, wenn es
soweit ist.
Wenn ich zum Beispiel
gerne meine Haare machen würde, um nicht wie Frau Flodder persönlich
rumzulaufen und das Baby weint, ja dann muss die Frisur eben warten.
Oder wenn ich Hunger habe und das Baby weint, ja dann muss ich eben
später essen (oder einen Müsliriegel reinstopfen, aber man möchte
ja auch mal gern etwas „richtiges“ essen).
Ich möchte mein Baby
nicht gerne weinen lassen, nur damit ich top gestylt bin.
Wenigstens schaffe ich es, immer geduscht zu sein - aber oft lasse
ich den Concealer und Co einfach wo er ist und kümmere mich dann
eben um einen ordentlichen Haushalt. Ist mir eben auch wichtig!
Manchmal wünsche ich mir ein bisschen mehr Zeit im Bad und die nehme
ich mir auch! Aber eben nicht, wenn mein Kind mich gerade braucht!
Mich nervt es, dass alle
Leute meinen, alles besser zu wissen. Mein Kind ist nicht zu dünn,
dick, klein oder schläfrig. Mein Kind ist nicht zu warm oder kühl
angezogen und nein, ein Tragetuch klemmt nicht die Beine ab! (Und
definitiv braucht es darunter keine Mütze!) ICH weiß, was am besten
für mein Baby ist (okay, mein Mann auch). In diesen Situationen, in
denen alle anderen meinen, alles besser zu wissen, würde ich
manchmal am liebsten gerne die Arme über dem Kopf zusammenschlagen
und mich irgendwo verkriechen. Es kostet nämlich unfassbar viel
Energie immer Gegenrede halten zu müssen. Und ich bin leider kein
Typ Mensch, der einfach dumme Ratschläge ignoriert. Ich muss mich ja
immer zu allem äußern. Tja, Pech!
Mich nervt es, dass ich
Haarausfall habe. Ich liebe meine Haare und ich würde sie gerne
behalten. Diese körperliche Veränderung ist hormonbedingt, aber ich
würde trotzdem gerne darauf verzichten und mich nicht bei jedem
Harre kämmen von einem riesigen Büschel meiner schönen langen
Haare verabschieden müssen.
Mich nerven auch meine
Dehnungsstreifen, die ich in der vorletzten Schwangerschaftswoche
bekommen habe (41. Woche – da hätte das Baby eigentlich schon da
sein sollen!) und ich finde es gemein, dass sie wohl nie wieder ganz
weg gehen werden. Sie sind nicht schön, aber ich muss sie
akzeptieren. Immerhin nennt mein Mann sie liebevoll hero marks,
weil ich so tapfer war!
Mich nervt es, dass
scheinbar alle einen after-baby-body besitzen, der vorzeigbar ist –
außer mir! Ich will meinen alten Körper zurück. Mit 2
Körbchengrößen weniger und bitte 15 Kilo leichter! (Dass man
durchs Sillen abnimmt ist ein urbaner Mythos, der nur bei einer
seltenen Spezies von Müttern zu stimmen scheint.) Ich weiß, dass
man auch ein bisschen was für einen schönen Körper tun muss und
bin bereit dazu, an mir zu arbeiten. Aber wenn man fast vier Monate
nach der Geburt trotz Sport kein Gramm abgenommen hat, dann ist das
doch verständlicherweise frustrierend, oder?
Mich nerven meine
Hormonschwankungen. Wer soll bitte damit klar kommen, dass ich
innerhalb von zehn Minuten fröhlich, müde, sauer, überdreht,
wütend, traurig oder glücklich bin, wenn mich diese
Gefühlsachterbahn selbst regelmäßig aus der Bahn wirft? Richtig.
Niemand.
Manchmal, ja manchmal
sitze ich dann da wie ein Häufchen Elend und frage mich, warum ich
mir das eigentlich "angetan" habe. Und dann stelle ich fest, dass neben
all diesen Dingen, die mich nerven, die mich täglich an meine
Grenzen bringen, die mich abends totmüde ins Bett fallen lassen, es
eben auch die schönen Seiten gibt. Ein fröhliches Lächeln meines
Kindes und all die Strapazen sind vergessen.
Und ich habe noch etwas
ganz wichtiges gelernt: Mama sein bedeutet nicht, einen Menschen
lieben zu lernen, sondern zwei neue Menschen lieben zu lernen.
Das Baby und dein neues ich!
In diesem Sinne: gebt
eurem neuen ICH eine Chance!
Eure misszimtundzucker
Danke. Tausend dank. So viele ehrliche wahre Worte. Ich kann sie alle unterschreiben.
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