Dienstag, 1. September 2015

Entspannte Family - entspanntes Baby

Heute möchte ich ein Thema ansprechen, welches mir sehr am Herzen liegt. Schon während der Schwangerschaft habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht, wie die erste Zeit mit Baby aussehen soll. Natürlich kann man das nicht planen, denn jedes Baby ist anders und reagiert ganz individuell auf seine Umwelt. Aber man hat doch seine Vorstellungen und kann gegebenenfalls das Baby etwas leiten und lenken. Ich möchte euch deshalb berichten, wie ich mir die erste Zeit vorgestellt habe und wie ich sie dann erlebt habe.

Die Vorstellungen.
Natürlich wünscht sich jeder ein zufriedenes Baby das nicht weint und viel schläft. Man denkt, wenn das Baby erstmal da ist, wird alles schon irgendwie gut klappen. Wenn man einen Partner hat - zum Glück habe ich einen, ohne wäre ich manchmal wirklich aufgeschmissen gewesen - stellt man sich vor, dass man sich mit Baby-schuckeln abwechselt. Einer wechselt Windeln, der andere schläft. Einer kocht, der andere schläft oder passt auf das (hoffentlich) schlafende Baby auf. Einer putzt, während der andere mit dem Baby kuschelt.
Auch ich habe mir die erste Zeit im Babyglück sehr idyllisch und romantisch ausgemalt und deshalb einige Vorbereitungen getroffen.

Die Vorkehrungen.
Bereits in der Schwangerschaft habe ich mit meinem Mann viel darüber gesprochen, wie ich mir die erste gemeinsame Zeit zu dritt vorstelle und natürlich habe ich mir auch seine Wünsche und Vorstellungen angehört. Gemeinsame Gespräche sind deshalb Punkt 1 auf meiner Liste. Wir waren uns einig, dass wir vor allem die erste Zeit ganz ungestört zu dritt verbringen wollen, um uns erstmal als Familie neu zu finden. Deshalb haben wir, umso mehr es auf den errechneten Geburtstermin zu ging, mit der Familie gesprochen und sie darüber informiert, dass wir vorerst keinen Besuch wollen, um erstmal "anzukommen" und uns etwas in den Babyalltag einzufinden. Die meisten haben diese Einstellung akzeptiert und vor allem respektiert. Deshalb Punkt 2: der Familie die Bedürfnisse mitteilen. Daran schließt sich auch unmittelbar Punkt 3 Freunde vertrösten an. Natürlich wollen alle das Baby gucken kommen, aber das hat Zeit. Euer Baby ist auch nach 2 oder 4 oder 8 Wochen noch total süß und klein (und der Vorteil ist: es ist dann viel wacher und lächelt euren Besuch vielleicht sogar an ;) ). Gönnt euch und eurem Baby die Zeit anzukommen.
Punkt 4: vorkochen! Falls ihr allein seid oder euer Partner nicht (so gut) kochen kann. Entweder ihr kocht selbst vor oder ihr besorgt euch kleine Fertiggerichte, die man schnell zubereiten kann (Alle Discounter haben mittlerweile zB TK-Nudelgerichte im Sortiment, gut eignen sich auch kleine Tütensüppchen oder ähnliches). Mein Mann war die ersten beiden Wochen nach der Geburt zu hause. Da hat er immer frisch gekocht. Danach hat uns das Vorkochen an den Tagen, in denen mein Mann keine Zeit hatte frisch zu kochen oder er nicht da war wirklich sehr geholfen.

Die Realität

1. "Flucht" aus der Klinik

Man macht sich also viele Gedanken vorher, wie die erste Zeit sein soll...und dann ist alles ganz anders. Erstmal konnte ich nicht ambulant entbinden, weil meine Hebamme erst 2 Tage nach der Geburt abends vorbei kommen konnte. So eine lange Zeit ohne Ansprechpartner habe ich mir aber nicht zugetraut und deshalb sind wir 1 Nacht im Krankenhaus geblieben. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es gut war, dass ich nicht länger in der sehr vollen Klinik geblieben bin, denn es war eher unruhig und laut. Meine Zimmernachbarin hatte ein eher unruhiges Baby und auch vermehrt Besuch, auf dem Gang war es laut, wir konnten kein Familienzimmer bekommen usw. Da wir aber gerne besonders die frühen Lebensstunden von Samuel gemeinsam erleben wollten, sind wir nach der ersten Nacht bereits nach Hause gegangen.

2. Dreisamkeit genießen

Zu Hause blieb ich die ersten 6 Tage nur im Bett (Empfehlung der Hebamme, es heißt ja nicht umsonst WochenBETT). Mein Mann kümmerte sich glücklicherweise um alles (kochen, waschen, einkaufen) und so konnten wir diese Tage so richtig mit ganz viel Ruhe und Kuscheln genießen und mussten keinen Besuch in Empfang nehmen. Stattdessen genossen wir täglich eine große Ration Schlaf zur Mittagszeit und ein bis zwei kleinere warme Mahlzeiten täglich, sowie ein ausgiebiges Frühstück im Bett oder später in der Küche. Auch Momente des "bondings" haben wir in unsere täglichen Rituale aufgenommen.



3. Schutzmauer

Ich muss dazu sagen, dass wir an einem Tag Besuch hatten und ich danach total aufgelöst war, weil es mir zu viel war. Deshalb hat mein Mann uns dann jeglichen weiteren Besuch vom Leib gehalten. Daher waren die ersten beiden Wochen ganz entspannt und ruhig. Diese Entspannung hat sich scheinbar auf Samuel übertragen und wir hatten von Beginn an ein sehr pflegeleichtes Baby, das sich nur wenn es Hunger hatte meldete.

4. kleine Problemchen

So idyllisch wie ich es mir vorgestellt hatte, war unser Babyglück aber leider trotzdem nicht. Ich hatte sehr mit den Hormonschwankungen zu kämpfen und der Milcheinschuss und die erste Zeit des Stillens war alles andere als romantisch. Natürlich ergaben sich auch kleinere Unsicherheiten. Das Wickeln fiel mir vergleichsweise schwer, während mein Mann sich bereits als Wickel-Profi entpuppte und wenn er mit dem Baby mal eben kurz Brötchen holen gehen wollte, hielt ich fest und lies das nicht zu.

5. Stillen mit Durchhaltevermögen

Das Stillen war mir persönlich sehr wichtig und glücklicherweise war ich durch das gute Zureden meiner Hebamme erstmal sehr positiv eingestellt. Mit dem Wissen, dass prinzipiell jede Frau stillen kann (bis auf wenige Ausnahmen aufgrund von Krankheiten oder anatomischen Anomalien) stürzte ich mich also in diese, für mich und das Baby, neue Welt. Leider hat diese positive Einstellung es nicht leichter gemacht. Der Anfang war trotzdem schmerzhaft und auch manchmal schwierig. Ich habe bereits im Krankenhaus mit dem Stillen begonnen und es erstmal so gemacht, wie ich es für richtig hielt (es gab ein Stillzimmer, das habe ich jedoch lediglich zwei Mal genutzt). Ich legte Samuel nach Bedarf an (ca. alle 2-3 Stunden, gegen Abend öfter) und er musste lernen fest genug zu saugen, um an die kostbare Vormilch zu kommen (auch wenn es nur ein paar Tropfen sind). Bald schon waren meine Brustwarzen so blutig und wund, dass ich vor Schmerz die Zähne zusammenbiss, denn auch die Bruswarzen müssen sich erstmal auf diese neue Funktion einstellen. Multimam-Kompressen und Lansinoh halfen mir durch diese schmerzhaften Tage. Durch das Anlegen wurden auch die Nachwehen etwas stärker. In der 2. Nacht, ca. 36 Stunden nach der Geburt hatte ich den Milcheinschuss, der wirklich schmerzhaft war. Ich war kurz davor zu verzweifeln, denn plötzlich trank Samuel nicht mehr alle 2 Stunden für 15 Minuten sondern er nahm immer nur ein paar Schlucke und wollte daher viel öfter trinken. Ich wurde unruhig und ungeduldig. Was stimmte denn bloß nicht? Wie sich später rausstellte, war die Brust zu voll - Stillhütchen waren daher mein ständiger Begleiter in den ersten Wochen. Beim Anlegen hatte ich anfangs zudem große Probleme eine bequeme Position zu finden und ließ mir von meinem Mann helfen. Auch hier musste ich mich in Geduld üben und wurde von Tag zu Tag sicherer. Durch die viel zu große Menge an Milch war meine Brust heiß und spannte und ständig war alles nass - trotz Stilleinlagen. Ich aß daher Salbeibonbons um die Milchmenge zu reduzieren (nach Absprache mit der Hebamme) und kühlte nach jeder Sillmahlzeit die Brust mit Kühlakkus. Generell gilt aber auch hier, dass man Geduld mit sich und dem Körper haben muss, denn der Körper stellt sich meist zeitnah auf die vom Baby geforderte Menge ein. Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team und ich genieße es, wenn Samuel an meiner Brust trinkt. Seine zarten Händchen umschließen dabei den Rippenbogen und die Brust und seine großen Augen blicken liebevoll in meine. In diesen Momenten bin ich ihm fast so nah, wie in der Schwangerschaft - nur auf eine andere Weise.



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